Karin Baumann: Bad Wolf – Dem neuen CEO verfallen

Der neue CEO hat ein Teamtraining mitten im Wald angesetzt. Kristin ist davon nicht sonderlich begeistert, erst recht nicht, als sie sich in ihm verläuft.
Der Mann, der sie vor dem nahenden Unwetter rettet und in dessen Waldhütte sie Schutz findet, ist ein Bad Wolf, mystisch, geheimnisvoll und dunkel, Aric Stephenson ist ein Alphatier. Kristin spürt seine unglaubliche Präsenz und fühlt sich zu ihm hingezogen.
Eine Beziehung erweist sich als problematisch, doch sie muss das Wagnis eingehen, nach seinen Regeln zu spielen. Werden sie zusammenfinden? Oder sind ihre Vorstellungen von einem gemeinsamen Weg zu verschieden? Welche Pläne hat das Schicksal mit ihnen?


Blick ins Buch


Dem neuen CEO ausgeliefert

Wie war das, wenn man es eilig hatte? Dann lachte das Leben sich schlapp und begann damit, einem Steine in den Weg zu legen.
Hatte mir Aric gerade nahegelegt, ich solle pünktlich sein, so wusste ich, dass das sicher so nicht funktionieren würde. Noch lag ich gut in der Zeit und so beschloss ich, das Auto stehen zu lassen und mit dem Fahrrad zu fahren. Ein wenig wollte ich etwas für meine Fitness tun, das würde mir sicher nicht schaden.
Super Plan. Auf der Hälfte des Weges sprang die Kette vom Fahrrad ab. Das allein war kein Problem, also drehte ich das Fahrrad um und zog die Kette wieder auf. Vielleicht hätte ich das Fahrrad nicht mitten auf dem Fahrradweg stehen lassen sollen.
Gerade wollte ich mein Rad wieder umdrehen, da schoss einer dieser Kurierfahrer, so ein Exemplar Rücksichtslosigkeit, was ständig auf der Flucht zu sein schien, um die Ecke. Bei der Geschwindigkeit, die der draufhatte, konnte er nicht rechtzeitig bremsen. So fuhr er direkt in mein Rad und flog in hohem Bogen auf das Pflaster des Radweges. So wie mein Rad jetzt aussah, konnte ich das Weiterfahren vergessen. Laufen? Dann käme ich auf jeden Fall zu spät. Super, denn das wollte ich ja unbedingt vermeiden.
Der Typ, der mich fast umgefahren hätte, stand mit schmerzverzerrtem Gesicht auf und kam auf mich zu.
„Es tut mir so unglaublich leid. Selbstverständlich komme ich für den Schaden auf. Hier ist meine Karte. Schicken Sie mir die Rechnung und ich werde Sie umgehend begleichen. Ihnen ist hoffentlich nichts passiert?“
Ich starrte ihn an und sah an mir runter. An meinem Schienbein hatte sich in kurzer Zeit ein Bluterguss gebildet. Da hatte ich eine Pedale abbekommen, aber sonst ging es mir gut. Ein Taxi bog um die Ecke und ich tat das Ganze mit einem verächtlichen Blick und einer lässigen Handbewegung ab und pfiff nach dem Taxi, was unmittelbar neben uns hielt.
„Bekommen Sie das Rad in den Kofferraum? Ich habe es sehr eilig.“
Der Taxifahrer nickte und stieg aus dem Auto. Ein Schmunzeln konnte er sich nicht verkneifen, aber im Handumdrehen hatte er die Überreste meines Fahrrades in den Kofferraum geladen. Der Typ, der mich angefahren hatte, hielt mir die Tür auf.
„Fahren Sie die Dame, wohin Sie möchte. Ich zahle die Fahrt.“
„Das ist nicht nötig“, antwortete ich genervt, doch sein Entschluss stand unwiderruflich fest.
„Das ist es“, sagte er bestimmend. „Was soll die Fahrt denn kosten?“
Nachdem der Fahrer das Ziel eingegeben hatte, nannte er einen Preis und der Typ gab ihm deutlich mehr, als diese Fahrt kosten würde.
„Sie melden sich bei mir, wenn das Rad repariert wurde?“ Fragend blickte er mich an, während er die Tür des Taxis hinter mir schloss. Ich nickte nur, denn in Gedanken war ich schon bei Aric, der sicher nicht erfreut war, wenn ich zu spät kam.
Zu meinem Glück kannte der Taxifahrer einige Schleichwege und es sah so aus, als würde ich es gerade noch pünktlich an meinen Schreibtisch schaffen.
Der Fahrer hob mir das Rad aus dem Kofferraum heraus und ich schloss es vor dem Gebäude an. Wobei ich mir das wahrscheinlich hätte sparen können. Wer das jetzt klaute, war selber schuld.
Schnellen Schrittes ging ich zum Fahrstuhl, der seine Türen gerade schließen wollte. Ich hielt eine Hand dazwischen, sodass sich diese öffneten und ich noch mitfahren konnte. Im Fahrstuhl standen zwei Frauen aus unserem Unternehmen, die ich nur vom Sehen kannte. Wir schenkten uns einen kurzen Blick und dann fuhr der Fahrstuhl auch schon an.
Die beiden waren in ein intensives Gespräch vertieft. Da ich sehr mit mir beschäftigt war, brauchte ich eine Weile, um zu realisieren, dass es bei ihrer Unterhaltung um Aric ging. Man sollte zwar fremde Gespräche nicht belauschen, aber mal ehrlich, was hatte ich für eine Wahl? So groß war der Fahrstuhl nicht und die beiden sprachen nun auch nicht gerade im Flüsterton:

„Was hältst du denn von unserem neuen CEO? Ich finde ihn ja sehr unnahbar und irgendwie geheimnisvoll.“

„Da stimme ich dir zu. Ich habe ein wenig recherchiert und man findet sehr wenig über ihn im Netz. In der heutigen Zeit, wo jeder irgendwie im Internet unterwegs ist, ist das schon seltsam. Nur eine einzige Sache habe ich gefunden und die war irgendwie krass.“

„Echt? Erzähl!“

„Da gab es wohl eine Frau in seinem Leben und dann war da was mit einem Unfall. Keine Ahnung, die Medien hielten sich sehr bedeckt. Es gab wohl Ermittlungen gegen ihn, aber die wurden eingestellt. Die Medien meinten, da war jede Menge Geld im Spiel. Geld scheint er ja tatsächlich reichlich zu haben. Seitdem hat man keine Frau mehr an seiner Seite gesehen. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Aber es gibt jede Menge Spekulationen um dieses Thema.“

Ich konnte mir diesen Mist nicht länger mitanhören. Dieser Büroklatsch hatte mich schon immer genervt, doch diesmal ganz besonders. Also herrschte ich die beiden Damen an: „Habt Ihr nichts Besseres zu tun, als zu tratschen und Gerüchte zu verbreiten? Ihr habt keine Ahnung, aber redet mit irgendwelchem Halbwissen über euren Boss? Haltet einfach eure Klappe! Mal abgesehen davon, dass euch das Privatleben anderer überhaupt nichts angeht. Oder soll ich ein paar Gerüchte über euch im Büro streuen? Wie fändet Ihr das?“
Völlig entsetzt sahen mich die beiden an. Mit dieser Reaktion hatten sie nicht gerechnet. Ihre Blicke schwebten zwischen Bewunderung und Entsetzen. Man war es von mir nicht gewohnt, dass ich mich zu irgendetwas äußerte. Sie wollten mir antworten, da öffnete sich der Fahrstuhl und vor uns stand Aric.
Mein Inneres freute sich, ihn zu sehen, und wollte ihm am liebsten um den Hals fallen, aber ich wusste, dass er davon, gelinde gesagt, wenig begeistert wäre. Schon gar nicht vor den beiden, die zugegebenermaßen gerade sehr frustriert aussahen.
Aric schien die Spannung zu bemerken: „Ist alles in Ordnung, meine Damen? Wenn ja, dann wäre es völlig okay, wenn jede von Ihnen Ihren Schreibtisch aufsuchen würde. Es liegt eine Menge Arbeit vor uns.“
Mit gesenkten Köpfen und zutiefst beschämt hasteten die beiden an ihren Arbeitsplatz, während ich wie angewurzelt stehen blieb.
„Ist mit Ihnen auch alles in Ordnung? Sie machen einen etwas desolaten Eindruck auf mich.“
„Ja ja, es ist alles gut.“ Ich wollte mich der Situation entziehen, aber da hatte ich die Rechnung ohne ihn gemacht.
„Kristin! Sie sollen mich nie anlügen. In mein Büro! Sofort!“
Sein Tonfall und die Art, wie er meinen Namen ausgesprochen hatte, ließen keinen Zweifel aufkommen, wer hier das Sagen hatte. Mit nun ebenfalls gesenktem Haupt trottete ich ihm hinterher. An seinem Büro angekommen, schob er mich durch die Tür und drehte sich kurz zu seiner Sekretärin um: „Die nächste halbe Stunde möchte ich nicht gestört werden. Egal, um was es geht. Verstanden?“
„Natürlich, Herr Stephenson“, säuselte sie, während sie mir einen verächtlichen Blick zuwarf. Was hatte ich dieser Frau denn getan? Oder musste man im Vorzimmer des Chefs so sein?
Das Schließen der Tür riss mich aus meinen Gedanken.
„Stell dich an die Wand, mit dem Rücken zu mir, Hände über den Kopf, und dann werden wir sehen, ob du in der Lage bist, mir zu erzählen, was in diesem Fahrstuhl los war.“
Ich schluckte. Zum einen, weil ich ihm sicher nicht den Inhalt des Gesprächs der beiden Damen erzählen wollte, zum anderen, weil mir der Gedanke, ihm gleich auf diese Art ausgeliefert zu sein, unglaublich gefiel. Hier im Büro? Hatte er nicht gesagt, er trenne stets Privatleben und Job? Offensichtlich war er derjenige, der doch beides vermischte.
Ich tat also nicht, was er verlangte, sondern stellte mich direkt vor ihn. Ich sah, wie er missbilligend seine Augenbraue hochzog, doch das war mir egal. Auch ich hatte Grenzen und darüber mussten wir reden.
„Wir trennen Job und Privatleben. Das waren deine Worte. Ich stelle mich sicher nicht an die Wand, um dich machen zu lassen, was immer du machen wolltest. Auch wenn der Gedanke, so vor dir zu stehen, mich extrem scharfmacht. Aber das wäre privat. Natürlich kannst du mich fragen, was im Fahrstuhl war. Ob ich darauf antworte, ist eine andere Sache. Es ging um Gerüchte und so etwas mag ich aus Prinzip nicht und das habe ich im Fahrstuhl den beiden gegenüber sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Falls du sonst noch etwas darüber wissen möchtest, frag die beiden. Vielleicht antworten sie dir ja, aber ich denke eher nicht. Wenn es das jetzt war, dann würde ich mich gerne an die Arbeit machen, denn ich habe einen überfüllten Schreibtisch, der auf mich wartet.“
Ich blickte in sein überraschtes Gesicht und war gespannt auf die Reaktion.
„In Ordnung.“
„In Ordnung? Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Dann findest du mich jetzt an meinem Schreibtisch.“
„Moment!“
Ich wusste doch, dass da noch was kommen würde.
„Ich würde gerne mit dir zusammen mittagessen, wenn das für dich in Ordnung ist. Bis dahin habe ich auch den Vertrag fertig. Wir könnten dann über die einzelnen Punkte reden.“
Dass er diesen Vertrag aufsetzen wollte, hatte ich inzwischen schon völlig vergessen. War das wirklich nötig? Aber da es ihm wichtig zu sein schien, sollten wir es so machen.
„Ich denke, das können wir so machen. Bis dahin!“
Ich schloss die Tür hinter mir und ging an meinen Schreibtisch. Dort wartete allerdings die nächste Katastrophe auf mich. Der Künstler, den Aric für unsere Benefizveranstaltung in die engere Wahl gezogen hatte, ließ durch seinen Agenten mitteilen, dass er derzeit nicht verfügbar sei. Na super! Ich überlegte, durch wen ich ihn ersetzen könnte. Da Aric anscheinend auf diese Art spezieller Fotografien stand, hätte ich schon gerne etwas Adäquates im Angebot, bevor ich ihm die Absage mitteilte. Ich ging mein Adressbuch durch, zwei der Fotografen kämen eventuell in Frage. Einen davon erreichte ich erst gar nicht, der andere machte keine eindeutige Zusage. Ich begann, mich um die Location zu kümmern. Das sollte kein Problem darstellen, denn das alte Kraftwerk, welches ich von Anfang an dafür vorgesehen hatte, war für derartige Veranstaltungen bestens geeignet. Die Dame, mit der ich telefonierte, war kompetent und freundlich. Ich sagte ihr, was wir vorhatten, und wir verblieben mit einem Termin vor Ort, um alles Weitere zu besprechen. Mein Tagespensum an Arbeit hatte ich damit für heute erfüllt. Ich scrollte durch verschiedene Websites, um eventuell noch einen anderen Fotografen für das Projekt zu finden.
Den fand ich zwar nicht, aber dafür einen Artikel über Aric im Internet. Eigentlich war es mehr eine kurze Randbemerkung:

Die Ermittlungen im Fall von A. Stephenson wurden überraschenderweise eingestellt. Es wird von einem tragischen Unfall ausgegangen.

Um was ging es da? Meine Neugier war geweckt und so durchforstete ich das Internet, aber mehr Artikel darüber waren einfach nicht zu finden. Sollte ich Aric darauf ansprechen? Aber was ging mich seine Vergangenheit an? Nichts! Also beschloss ich, diese Sache auf sich beruhen zu lassen.

Als ich vom Bildschirm aufschaute, sah ich, dass es bereits mittags war. Wie auf Bestellung klingelte mein Handy. Aric hatte mir eine Nachricht gesendet, dass wir uns in einer Viertelstunde in einem Restaurant in einer der Nebenstraßen treffen würden. Das war zum Glück gut zu Fuß zu erreichen, denn die kläglichen Reste meines zerstörten Fahrrads konnte ich getrost vergessen.
Wenig später saß ich ihm im Restaurant gegenüber. Er hatte bereits eine Bestellung aufgegeben. Natürlich auch für mich!
„Ich hätte mir gerne selbst etwas bestellt.“
„Dann hättest du pünktlich sein müssen.“
„Was? Ich war doch pünktlich.“
„Du bist fünf Minuten zu spät. Ich sagte in einer Viertelstunde.“
War das sein Ernst? Wegen fünf Minuten machte er so einen Aufstand?
„Dann hätte ich fliegen können müssen, um das zu schaffen. Außerdem kam dieser verfickte Fahrstuhl nicht. Es ist also nicht meine Schuld, dass ich zu spät bin.“
„Mäßige deine Ausdrucksweise, vor allem in der Öffentlichkeit. Ich werde dir das nicht durchgehen lassen, sobald wir unseren Vertrag unterschrieben haben. Du hast Glück, dass das jetzt noch nicht der Fall ist, ansonsten dürfte dir das Sitzen beim Essen schwerfallen.“
Ich musste schlucken. Ja gut, ich hatte mich im Ton etwas vergriffen, aber man konnte sich auch anstellen. Egal. Jetzt hatte ich Hunger und da die Kellnerin mit unserem Essen kam, wollte ich auch nicht weiter mit ihm diskutieren.
Dennoch musste ich zugeben, dass er eine perfekte Wahl getroffen hatte. Das Essen war vorzüglich und wären wir nicht in einem Restaurant gewesen, hätte ich womöglich auch den Teller abgeleckt. Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln.
„Es hat dir geschmeckt? Das freut mich. Kommen wir nun zu unserem Vertrag?“
Ich nickte und er zog einen Stapel Papier aus seiner Tasche. Was, um Gotteswillen, hatte er alles schriftlich festgehalten? Ich griff nach dem Stapel und begann, aufmerksam zu lesen: …


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