Heiko Baumann: Annas Daddy – Verbotenes Verlangen

Die junge Ärztin Anna Steele wandelt auf den Pfaden ihrer Vergangenheit.
Während ihrer Studienzeit hat sie Gefühle für den charismatischen Anwalt Mr. Johns, dem Vater ihrer besten Freundin Rose, entwickelt, die sie nur schwer kontrollieren kann. Als sie nach Jahren wieder Gast auf dem Anwesen der Familie ist, trifft sie unverhofft den Schwarm ihrer Jugend wieder.
Es ist nicht nur ein Spiel aus Leidenschaft und Verlangen, es ist viel mehr.
Anna sucht nach Antworten auf die Fragen, die sie in der Vergangenheit beschäftigten – und entdeckt dabei ein süßes Geheimnis. Kann Liebe den Schmerz wirklich heilen oder hinterlässt sie neue Wunden?
Ein erotisches Häppchen um eine Liebe, die alles verändern könnte.


„Jetzt! Komm für mich!“
Es bedurfte keiner weiteren Worte. Der angestaute Druck in mir explodierte in einer Milliarde knisternder Funken der Euphorie, die meinen gesamten Körper zittern ließen. Ich war völlig hingerissen, unfähig, auch nur den kleinsten Gedanken über das Geschehene zu fassen, auf Wolke sieben schwebend, bis mir die Beine wegsackten.
Noch ehe ich realisiert hatte, was da gerade geschehen war, spürte ich seine starken Arme um mich, die mich vom Boden hochhoben. Instinktiv klammerte ich Arme und Beine um ihn, um mich zu stützen. Ich spürte, wie er sich mit mir bewegte und hörte, wie klirrend und laut scheppernd Dinge auf den Boden fielen – und mir war klar, dass er gerade seinen riesigen Schreibtisch mit einem einzigen kräftigen Wisch abgeräumt hatte, auf den er mich jetzt behutsam setzte.


Blick ins Buch


Verbotenes Verlangen

Meine Augen waren geschlossen, als der Flieger ziemlich derb auf dem Los Angeles International Airport auf der Landebahn aufsetzte. Nun war ich wach und ich freute mich auf die bevorstehende Zeit mit Rose, meiner besten Freundin aus der Studienzeit vor drei Jahren. Bei ihr hatte ich das Glück, als Gast in ihrem Haus immer willkommen zu sein; hoch in den San Gabriel Mountains gelegen, glich Wrightwood einer malerischen Szenerie, die einer Schneekugel entsprungen war. Es war, mit 45 Meilen, weniger als 90 Autominuten die nächstgelegene Kleinstadt in der Nähe von Los Angeles, um winterlich verschneite Abenteuer zu erleben.
Während meiner dreijährigen Ausbildung zur Assistenzärztin der Chirurgie hatte ich mit Rose in ihrem kleinen idyllischen Paradies das eine oder andere Schneeabenteuer erleben dürfen. Rose wohnte zusammen mit ihrem Vater, einem der renommiertesten Anwälte für Strafrecht in den USA, in einer dieser gemütlichen Villen. Ihre Mutter war vor 10 Jahren bei einem Autounfall gestorben. Seither hatte nie wieder eine andere Frau das Leben von Rose und ihrem Vater gekreuzt, außer die Haushälterin Mrs. Miller und ich.
Seit Stunden schon saß ich im Gästezimmer am Fenster dieser gemütlichen Villa, ein ziemlich großer Kasten aus dem vorigen Jahrhundert, und blickte gedankenverloren durch das Aluminiumglas hinaus in den Garten. Mein warmer Atem beschlug die kühle Oberfläche der Scheiben, und ich betrachtete die weichen weißen Schneeflocken, die vom Himmel herabschwebten, wild in der Luft herumwirbelten und ein faszinierendes Schauspiel boten. Der Parkplatz vor dem Haus war mit dem makellosen weißen pulverigen Schnee zugedeckt, während sich der ordentlich getrimmte Rasen, der normalerweise ein leuchtendes Grün hatte, in ein Meer aus glitzernden Kristallen verwandelte.
Nachdenklich zog ich meine Beine an die Brust und legte eine Hand um meine Knie und meinen Kopf darauf. Verführt vom Duft eines heißen Tees, den Mrs. Miller mir serviert hatte, griff ich nach der Tasse auf einem kleinen Beistelltisch in der Nähe und nahm einen wärmenden Schluck. Die Luft da draußen war knackig kalt und der frostige Wind versuchte, kleine Eisblumen gegen die Scheiben zu zeichnen, doch die Heizung im Haus kämpfte mit aller Kraft gegen ihren Feind, die Kälte an, und obwohl das Haus warm und gemütlich war, lag immer noch einen Hauch von kühler Atmosphäre in der Luft.
Rose, meine beste Freundin, hatte mich vom Flughafen in LA abgeholt und mir auf der Fahrt hierher ohne Punkt und Komma von ihrem neuen Freund Ryan erzählt, was er für ein toller Typ wäre und so. Kaum waren wir hier angekommen, hatte sie sich spontan dazu entschlossen, sich aus dem Staub zu machen und zu ihm zu fahren. Eigentlich wollten wir wieder einmal quatschen über alte Zeiten. Anna und Rose, wir waren das Traumpaar auf dem College. Die Jungs verdrehten sich die Köpfe nach uns, doch uns fehlten der Wille und innere Wunsch, uns fest zu binden. Ab und an gingen wir auf Partys, wo wir uns austoben konnten, nichts Festes, nur das reine Vergnügen.
Wie oft hatte ich zusammen mit Rose Zeit in diesem Haus verbracht. Ihr Vater war ein charismatischer Typ und renommierter Anwalt, und ich war in diesen großen, kräftig gebauten, erfolgreichen und unglaublich gut aussehenden Mann verliebt. Ich vergötterte ihn, schmachtete ihn an, verzehrte mich nach ihm. In unzähligen Nächten hatte er von meinen Träumen Besitz ergriffen. Manches Mal redete ich mir ein, dass es mit der Zeit leichter werden würde, dass die Zeit alle schmerzenden Wunden meines Verliebtseins heilen würde. Aber alles, was die Zeit getan hatte, war, mich daran zu erinnern, wie sehr ich ihn vermisste.
Obwohl ich mich so sehr auf das Wochenende mit Rose gefreut hatte, schien es ihr wichtiger, sich mit ihrer neuen großen Liebe zu treffen. Das war an sich kein Problem, denn ich kannte mich in diesem Haus gut aus. Doch jetzt war ich allein, nur mit Mrs. Miller in einem leeren Haus, das nicht mir gehörte, und es sah aus, als würde es bald einen heftigen Schneesturm geben. Eine Rückkehr in die Stadt schien also für die nächste Zeit aussichtslos.
Ich seufzte. Ich war alleine. Ich war einsam.
Was konnte ich also tun, um mir die Zeit so angenehm wie möglich zu machen?
Ab und an hätte ich gerne mal wieder erotische Momente gehabt. Nacht für Nacht träumte ich von wildem Sex mit diesem Mann und sehnte mich nach Wärme, Nähe und seinem männlichen Duft …
Hach, ich ertappte mich schon wieder, wie ich in Tagträume glitt. Was gab es also noch zwischen Nichtstun und heißem Sex?
Vielleicht sollte ich ein Buch lesen?
Müde erhob ich mich von meinem Fensterplatz und ging langsam in Richtung des langen Flures, der das gesamte Haus durchzog und von dem viele Zimmer abgingen. Ich könnte mich genauso gut in das Arbeitszimmer ihres Vaters schleichen und sehen, ob ich etwas Interessantes zu lesen finden würde, schließlich hatte er eine ziemlich umfangreiche Bibliothek. Ich schlenderte auf die Tür von Roses Zimmer zu, bis ich vor der Tür zur Bibliothek stehen blieb. „Das ist sie“, flüsterte ich in der Hoffnung, hier niemanden anzutreffen, und griff zaghaft nach dem Türknauf, der nicht verschlossen war.
Ich drehte ihn, schob möglichst geräuschlos die Tür auf und seufzte erleichtert, als sie sich bewegte und mir den Weg in den dunklen Raum freigab. Meine Augen brauchten einen Moment, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Mit zusammengekniffenen Lippen tasteten meine Finger nach dem Lichtschalter, um den Raum zu erhellen. Mein Blick fiel sofort auf den großen Schreibtisch gegenüber, hinter dem ein wuchtiger alter lederner Drehstuhl stand und zwei kleinere davor. Beeindruckt starrte ich auf eine Lampe, Computer und einige Dokumente, die auf dem Schreibtisch verstreut waren. Was auch immer er gerade getan hatte, er musste es nicht beendet haben.
Die Wände waren in einem beruhigenden Grauton gestrichen, und schwere Samtvorhänge umrahmten die großen Fenster, die einen Blick auf den Hinterhof hinaus in den riesigen winterverschneiten Garten zuließen. Ich war nur ein einziges Mal hier in diesem Arbeitszimmer drin, und das war Jahre her. Man konnte mit Sicherheit sagen, dass die Dinge nicht mehr so waren, wie ich sie in Erinnerung hatte, doch es hatte etwas ziemlich Erfrischendes an sich. An den Wänden standen raumhohe schwere Bücherregale aus massivem Holz, geschnitzt und verziert mit unzähligen Intarsien; wenn man bedachte, dass der Besitzer ein Anwalt war, sollten sie hauptsächlich mit juristischen Büchern gefüllt sein.
Neugierig ging ich zu den Regalen hinüber und fragte mich innerlich, ob sich darunter auch zeitgenössische Literatur befand. Bei Rose hatte ich niemals solche Bücher gesehen, aber ich mochte sie schon sehr. Was hätte ich dafür gegeben, jetzt ein solches in der Hand zu halten.
Vorsichtig strich ich mit den Fingern über die alten Buchrücken, ab und an fielen mir hier einige bekannte Titel ins Auge, auch ein paar Bände aus der klassischen Literatur, aber meistens war es ein Mix aus juristischem Fachjargon und Fallstudien. Ich nahm einen weiteren Schluck aus meiner Tasse und stöberte in aller Ruhe durch die Bücherregale, wobei ich darauf achtete, alles wieder an seinen angestammten Platz zu stellen. Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein, also musste ich besonders aufmerksam und behutsam sein. Es war fast wie etwas Verbotenes zu tun, in einen Bereich einzudringen, in dem ich nicht sein durfte. Es fühlte sich unglaublich aufregend an, in eine so intime Atmosphäre einzudringen und vielleicht etwas Geheimnisvolles über den Besitzer dieser Bibliothek zu erfahren.
Nach ein paar Minuten des Suchens fand ich schließlich in der hintersten Ecke versteckt ein paar Romane, deren freche Cover und Titel mir ein Grinsen ins Gesicht zauberten. Also doch! Sieh an, sieh an, wer hätte das gedacht? Auch hier in diesem Raum gab es Geheimnisse.
Fast schon gierig schnappte ich mir einen und blätterte ihn um, um den Einband zu betrachten. „Anna – Verbotene Begierden“, las ich laut und konnte ein süffisantes Lächeln auf meinen Lippen nicht verhindern.
Schund! Schmutz, hämmerte es in meinem Kopf.
Er mag Schmutz!!
Mein Blick fiel auf den Namen der Autorin: „Alice Blackthorne“, las ich mit leichtem Stirnrunzeln. Komisch, befand sich doch eines ihrer Bücher auf meinem Reader in der Leseliste und ich war mir ziemlich sicher, ich hätte es erst im letzten Monat gekauft.
Das würde ich mir mal ausleihen, lächelte ich in freudiger Erwartung und spürte einen deutlichen Anflug von Begeisterung, wieder versehen mit diesem aufregenden Gefühl, hier etwas Verbotenes zu tun. Abgesehen davon, dass Mr. Johns für sein Alter extrem gut aussah und äußerst intelligent war, fand ich es umso interessanter, dass er genau dieses Hobby mit mir teilte. Er war groß und kräftig gebaut, hatte grau meliertes Haar, einen stylishen Bart, eben ein California Dream Man voller Spannung, Leidenschaft und gefährlicher Geheimnisse. Und seine Augen waren der Hammer. Dieser alles durchdringende Blick seiner irisierenden dunkelgrünen Augen, mit einem Hauch Schlachtschiffgrau durchsetzt. Wenn er jemanden ansah, war es wie eine Waffe, mit der er jeden noch so aussichtslosen Kampf gewinnen konnte.
Ich biss mir auf die Lippe, ging zum Schreibtisch, stellte meine fast leere Tasse auf der Oberfläche ab, ohne den Blick von der Titelseite abzuwenden, und betrachtete den Einband. Es zeigte ein braunhäutiges Mädchen, ein sündiges Kätzchen, dessen Teint dem meinen verdammt ähnelte, und das leidenschaftlich von einem gutaussehenden Mann, der in der Beschreibung Mr. Johns ähnelte, umarmt wurde, dessen graubeige Tönung sich wunderbar mit der ihren deckte.
Jeder Gedanke an Mr. Johns machte mich heiß, mein Pulsschlag beschleunigte sich, als hätte ich eine Droge in meiner Hand. Und ich konnte nichts dagegen tun. Dieses Buch machte etwas mit mir, ich wusste nur nicht was. Bei dem Anblick des Covers schossen mir tausend verbotene Bilder in meinen Kopf, und ich war wie hypnotisiert, denn diese Gefühle zu diesem Mann waren etwas, das ich seit Jahren zu unterdrücken versuchte. Ich verabscheute meine rigiden Wunschgedanken; ich würde es nicht zulassen, dass dieses Buch mir irgendeine Hoffnung meiner tief in mir versteckten Wünsche machte.


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